Workcamp 1 - Juni 1998

 

Im Juni begann unsere Workcamp - Gruppe mit den Mitgliedern der Baptisten-Gemeinde Hulene eine Schule für 1000 Kinder zu bauen.

Eine Schule für 1000 Kinder - ist das möglich?

Durchaus, wenn in fünf Klassenräumen je 50 Kinder in vier Schichten unterrichtet werden! In Mocambique gibt es 12jährige, die erst die 3. Klasse besuchen, da sie zum einen später eingeschult wurden (wenn der Weg zur Schule sehr weit ist) und zum anderen immer wieder mal ein Jahr aussetzen, weil sie keinen Platz in der Schule bekommen.

Doch nun im Einzelnen:
Unsere Reise begann am 2. Juni. Zuerst flogen wir nach Harare, der Hauptstadt von Simbabwe. Dort kamen wir am nächsten Morgen um 6.00 Uhr an. Da unser Flugzeug nach Maputo erst am folgenden Tag vormittags flog, hatten wir den ganzen Tag, um uns Harare anzusehen.

Am nächsten Tag dann der Flug nach Maputo, der Hauptstadt Mocambiques. Es ging sofort zur Kirche, wo uns die Gemeindemitglieder begeistert mit Gesang und Tanz empfingen. Nach diesem Gottesdienst und gemeinsamen Essen ging es in die Quartiere.

Am nächsten Tag stand der Besuch der deutschen Botschaft auf dem Programm. Danach besichtigten wir eine kleine Tischlerei. Dort, wie auch bei anderen Familien, die uns zum Essen einluden, konnten wir die afrikanische Gastfreundschaft und das sehr schmackhafte afrikanische Essen genießen.

Sonnabend - unser erster Ausflug nach Macaneta. Zuerst ging es raus aus der Stadt, mit der Autofähre über einen Fluss und auf abenteuerlichen Sandwegen zum wunderschönen Strand am Indischen Ozean. Wir hatten uns alles für ein Picknick mitgenommen, denn wir wollten mit Baden und Faulenzen diesen Tag am Meer verbringen.

Aber wir hatten die Rechnung ohne unsere I. gemacht! Sie stand am Strand, mit den Füßen im Wasser, als eine Welle sie umwarf und sie auf ihre Schulter stürzte. Also fixierten wir den Arm und aßen schnell und schon ging es zurück.

Die Gruppe besuchte Laulane, eine Zweiggemeinde von Hulene. Ich begleitete I. ins Krankenhaus. Der Arzt diagnostizierte einen Bruch und gipste den Arm ein.

Am Montag begannen wir dann mit der Arbeit auf dem Bau. Nach dem Vermessen fingen wir an, die Gräben für die Fundamente auszuheben. Parallel zu dieser Arbeit stellten wir die Hohlblocksteine aus Sand, Kies und Zement her. Da das Ausleihen einer Betonmischmaschine pro Tag soviel kostet wie drei Sack Zement, stellten wir die Mischungen per Hand her.

Innerhalb der folgenden drei Wochen mauerten wir die Räume bis Fensterhöhe.

Wir arbeiteten mit den Mitgliedern der Gemeinde zusammen, von denen etliche Urlaub genommen hatten. Wir waren beeindruckt von ihrem Fleiß und ihrem Vermögen, große Lasten zu tragen. Trotz der harten Arbeit waren sie mit Freude und Lachen bei der Sache, wobei sie auch noch am Nachmittag arbeiteten und nicht wie wir nach Duschen und Mittagessen zur Erholung ins Stadtzentrum oder zum Strand fuhren.

Zu unserem Wochenendausflug machten wir uns Freitag nach der Arbeit auf den Weg nach Ponta de Ouro (Goldpunkt), wo wir das Wochenende verbringen wollten. Ponta de Ouro liegt ca. 180 km von Maputo entfernt, 10 km vor der Grenze zu Südafrika. Dort gibt es auch eine Baptistengemeinde, die uns eingeladen hatte in ihrem Gästehaus zu übernachten.

Zuerst fuhren wir mit einem Fährschiff über die Meeresbucht und dann 130 km zügig auf guten Straßen. Für die restlichen 40 km (Sinuskurven- Wellen, Sandstraßen mit interessanten Steigungen) benötigten wie 3,5 Stunden bis ca. 500 m vor dem Ziel unser Wagen die Steigungen nicht mehr schaffte. Die Kupplung war kaputt.

Wir wussten nicht, wie nahe wir dem Ziel waren. Es war 21.30 Uhr, und wir standen da, über uns der überwältigende afrikanische Sternenhimmel, um uns herum die grasbedeckten Hügel mit den vereinzelten Bäumen, und hörten das freundliche Zirpen der Grillen.

Da wir noch kein Abendbrot gegessen hatten, aßen wir erst einmal und besprachen unsere Lage. Wir hatten ja alle Schlafsäcke und Luftmatratzen dabei, aber die Vorstellung, im Freien zu übernachten, begeisterte nicht alle Gruppenmitglieder.

Doch da kam, in diesem menschenleeren Gebiet, ein Landrover vorbei, voll geladen mit Menschen und Gütern.

Er hielt an und wir vereinbarten mit dem Fahrer, dass er zum Ort fährt, dort die Sachen ablädt und dann zurückkommt, um uns zu helfen. Gegen 23.00 Uhr war der Wagen wieder da und schleppte uns ab, wobei er die letzte Steigung (40%) vor dem Gemeindegelände nicht mehr schaffte. Die Männer versuchten es wieder und wieder, sie wollten nicht aufgeben, aber nach einer Stunde luden wir unser Gepäck um und ließen unseren Jeep stehen.

So kamen wir gegen 0.30 Uhr in der Gemeinde an. Total übermüdet war das Pastorenehepaar, das uns erwartet hatte und bereitete uns Tee und ein freundliches Willkommen.

Durch diese Panne blieben wir bis Dienstag in Ponta de Ouro, denn es musste am Montag erst das benötigte Ersatzteil aus Südafrika geholt werden. Doch wir waren gar nicht traurig, denn die Landschaft dort ist traumhaft schön; wir genossen den herrlichen Strand, schwammen und nahmen auch an den Gemeindeveranstaltungen teil.

Der nächste Ausflug am folgenden Sonnabend führte uns nach Naamascha, an die Grenze zu Swaziland, zum Picknick am Wasserfall.

Allerdings kamen wir drei Stunden später an, weil das Auspuffrohr defekt war und erst in einer Werkstatt geschweißt werden musste. Ja, in Afrika kommt doch vieles anders, als geplant.

Nach unserem letzten Wochenendausflug nach Gazene, einem typischen afrikanischen Dorf, kam schon der letzte Sonntag und damit die Verabschiedung.

Mit einem großen Fest, Gesang, Geschenken, Umarmungen und Küssen - bedankte sich die Gemeinde für unsere Hilfe beim Bau ihrer Schule. Wir waren alle etwas traurig, denn die Wärme, Liebe und Herzlichkeit unserer Geschwister hat uns sehr berührt und uns die Unannehmlichkeiten, wie sanitäre Anlagen und die Straßen vergessen lassen.

Jutta Pfistner